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Planung und Ausführung einer Elektroanlage im Reisemobil

Im Gegensatz zur Hauselektrik gibt es im Reisemobil 2 Strom-und Spannungsarten, 12V Gleichstrom und 230V Wechselstrom, die baulich von einander getrennt verlegt werden müssen.
Mit der Fahrzeug- oder Bordbatterie 12V Technologie lassen sich viele der elektrischen, elektronischen Geräte im Reisemobil betreiben... aber nicht alle! Verbraucher mit einer hohen Leistung z.B. Kaffeemaschinen oder Haarfön stehen als 12V Versionen kaum zur Verfügung und es würde für einen sicheren Betrieb sehr dicke Kabel von der Batterie zum Verbraucher benötigen. Geräte (Computer, Laptops, Router etc.) für die keine bzw. nur wenig 12V Lade- oder Betriebstechnik erhältlich ist, werden ebenfalls vom bordeigenen oder Landstrom 230V Netz gespeist.
Steht nun der Ausbau oder Umbau eines Van oder Reisemobil an, macht es durchaus Sinn die zukünftige Elektroinstallation etwas genauer anzuschauen, bevor die Fahrzeugisolation und der Möbelbau beginnen können.

Batterien
Als zentraler Punkt der Anlage sollte die Aufbaubatterie betrachtet werden. Die heute oft verwendeten LiFePO4 Batterien sind gegenüber ihren Vorfahren nur noch halb so schwer, bei doppelter Leistung und benötigen aus Gewichtsgründen keinen speziellen Einbauort mehr. Anders sieht es bei den Kabellängen vom Stromerzeuger zur Aufbaubatterie bzw. zum Ladebooster aus. Bei der Verwendung von LiFePO4 Batterien empfehlen wir ungebingt unbedingt den Einsatz von Ladetechnik ( Landstromladegerät, Ladebooster und Salarregler) , welche am Ausgang zur Batterie eine Lithiumkennlinie bildet. Die gängigen Ladeleistungen der Stromlieferanten liegen bei der Lichtmaschine ~30-90A, Solaranlage ~5-25A, Brennstoffzelle ~3-10A oder Generator ~8-35A je nach Ausführung und benötigen entsprechende eine Kabeldimensionierng von der Stromquelle zum Batteriespeicher.

Kabellängen
Beispiel einer Kabelquerschnittsberechnung:
Ein 7m Van - Aufbaubatterie im Fahrzeugheck - Ladeleistung der Lichtmaschine 30A - Kabellänge 6,5m - Spannungsabfall max. 0,2V = optimal 35mm²(!) ...und das 2 Mal - je ein Minus- und ein Pluskabel.
Würde der Einbauort der Aufbaubatterie in die Fahrzeugmitte verlegt, beträgt der optimale Querschnitt bei 3,5 m Länge "nur" noch 19mm².
Soll eine größere 12V Solaranlage >250 Watt verbaut werden, lohnt sich ebenfalls ein Blick auf das Sammlerkabel, meist um 4m lang und üblicher Weise als 6mm² ausgelegt.
Beispiel: 3 x 120 Watt liefern bei voller Leistung ~30A - Kabelquerschnitt bei 4m Länge, 0,3V Spannungsabfall bei optimal 14mm²

Die intelligente Lichtmaschine bei Euro 6 Fahrzeugen
Viele Fahrzeughersteller verwenden heutzutage eine sogenannte intelligente Lichtmaschine. Ist diese verbaut, entscheidet die Elektronik des Basisfahrzeugs wann die Ladeleistung komplett eingestellt wird. Orientiert wird sich hierbei an der Startbatterie. Wird an dieser kein Strom von Sitzheizung, Beleuchtung oder sonstigen ab Werk verbauten Großverbrauchern angefordert, wird die Lichtmaschine bei einer festgelegten Spannung komplett abgeschaltet. Da dieses Spannungsniveau sehr niedrig ist, kann keine Ladung an der vom Aufbauhersteller nachträglich montierten Bordbatterie erfolgen. Gelöst werden kann dieses Problem durch einen Ladebooster oder ein Lader-/ Booster-Kombigerät (BCB) oder einem Triple Charger von Votronic, wenn auch noch eine Solaranlage betrieben werden soll. Diese sorgen – nicht nur bei Fahrzeugen mit intelligenter Lichtmaschine – dafür, dass die Bordbatterien immer genug Ladeleistung bekommen und mit der richtigen Kennlinie geladen werden.

Ausführung
Wer hat diesen Spruch noch nicht gehört? Ist wohl ein "Massefehler" - oh je - eine oft aufwendige Suche beginnt. Erbauer vieler Reisemobile nutzen gern die Karosserie/Chassis als "Masseleitung", vielleicht um Kabel zu sparen oder aus welchen Gründen auch immer. Deshalb finden sich an vielerlei Stellen (innen/außen) im/am Fahrzeug Bohrungen im Blech mit Kabelverschraubungen die nichts lieber machen als mit der Zeit zu korrodieren. Das Fahrzeugblech wird in Rost verwandelt und der Kontakt zum "Masseleiter" büßt dabei wesentlich an "Leitfähigkeit" ein. Mannigfaltige Fehlfunktionen an unseren Geräten mangels ausreichender u./o. schwankender Stromversorung mit intensiver Suche nach dem Übeltäter sind die Folgen.
Abhilfe - ganz einfach! Bei der Installation wird ein Massekabel anstatt des Fahrzeugchassis verwendet. So schließt man Massefehler aus und falls doch mal der Verdacht auftreten sollte, ist nur 1 Masseanschluss zu kontrollieren. Ein weiterer Effekt, auch Kurzschlüsse gegen Masse z.B. von durchgescheuerten Kabeln, werden weitgehend vermieden.

 nein so nicht ohne FI lose im Motorraum   ja so gehts  doppelter FI Schutzschalter
  nicht professionell   professionell

Personen- und Fahrzeugsicherheit
Sobald in einer Fahrzeug-Elektroinstallation 230V Geräte zum Einsatz kommen, hat der Personenschutz oberste Priorität. Im Reisemobil finden wir den Landstromanschuss und (oft) das bordeigene 230V Netz über einen Wechselrichter, die technisch nur getrennt voneinander arbeiten dürfen. Beide Geräte (Landstromsteckdose und Wechselrichter) müssen zwingend (VDE Vorschrift), möglichst kurz nach dem Beginn des 230V Anschlusses ins Fahrzeugnetz, durch je einen Personenschutzschalter FI (RCD) abgesichtert sein. Noch einmal zum besseren Verständnis, einen FI- Schutzschalter unmittelbar nach der CEE-Außensteckdose. Wenn dann ein Wechselrichter mit Netzvorrangschaltung verbaut wird, ein weiteren FI-Schutzschalter hinter dem Wechselrichter, da auch hier 230V Wechselstrom erzeugt wird.

Auch die 12V Installation birgt Gefahren denen mit entsprechender Technik begegnet werden muss. Jede Leitung zu einem Verbraucher wird mit einer Einzel- order Sammelsicherung versehen. Dadurch wird einerseits das Gerät (bei Fehlfunktion) vor weiterer Zerstörung bewahrt, noch viel wichtiger - es kann nicht zu einem gefürchteten Kabelbrand kommen. Die richtig gewählte Sicherung trennt den Verbraucher lange vor Erreichen einer kritischen Temperatur im Kabel.

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  nicht professionell   professionell



Platzbedarf der Elektroinstallation
Das ist die Herausforderung schlechthin, eine hochkomplexe und funktionale Elektroinstallation möglichst in einem "Schuhkarton" unterzubringen. Leider in den meisten Fällen nicht realisierbar, da es auch noch ein "Leben" nach der Installation gibt.
Alle Komponenten sollten für Erweiterungen oder Reparaturen frei und gut zugänglich sein. Auch eine gute Belüftung der abwärmebildenen Geräte wie z.B. Laderegler oder Wechselrichter wollen bei der Montage berücksichtigt werden. Die Geräte werden es Ihnen mit einer langen Lebensdauer danken. Herrscht Platzmangel am Einbauort gilt als oberstes Gebot - Ordnung. Alle Teile, auch die "Kleinen" müssen mit klaren Leitungswegen und einer auch auf den "zweiten Blick" identifizierbaren Strategie verarbeitet worden sein. Wer das schafft, eine "Elektrozentrale" mit allen Zu-und Ableitungen, Absicherungen, Geräten und Speichern in räumlicher Nähe zugänglich unterzubringen, wird später nicht sein halbes Reisemobil zerlegen müssen um einen Fehler zu finden oder eine Sicherung zu ersetzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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